Kürzere Arbeitszeit bringt mehr Geschlechtergerechtigkeit
Die Berichte gingen kürzlich durch alle Medien: in Neuseeland testete eine Firma die 30-Stunden-Woche, eine Studie zweier Universitäten kam daraufhin zum Schluss: die kürzeren Arbeitszeiten bringen nicht nur Vorteile für die MitarbeiterInnen, auch das Unternehmen profitiert. Die PRO-GE fordert ebenfalls eine generelle Arbeitszeitverkürzung – vor allem im Hinblick auf die Förderung von Geschlechtergerechtigkeit ein wirksames Instrument.
Mehr Zeit für die Familie, für Hobbies, für das Privatleben und trotzdem genug Einkommen zum Auskommen. Das ist es, was sich die deutliche Mehrheit der österreichischen ArbeitnehmerInnen wünscht. Laut Arbeitsklima Index der AK-OÖ von letztem Jahr wollen drei Viertel derer, die zumindest 40 Stunden pro Woche arbeiten, die Arbeitszeit reduzieren.
Die Einen wollen mehr, die Anderen weniger arbeiten
Dieselbe Studie besagt, dass zwei Drittel der österreichischen Beschäftigten regelmäßig Überstunden machen. Gleichzeitig arbeiten vor allem unselbstständig beschäftigte Frauen – nämlich fast die Hälfte – in Teilzeit. Je geringer die Teilzeit ausfällt, desto mehr Stunden wollen die Beschäftigten aufstocken. Zusammengefasst heißt das: Männer wollen durchschnittlich weniger, Frauen im Schnitt mehr arbeiten. Nur so ist es möglich, die vorhandenen Strukturen – Männer übernehmen den Großteil an bezahlter Arbeit, Frauen übernehmen den unbezahlten Part – aufzubrechen.
Umverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit
Bezahlte und unbezahlte Arbeit muss aber nicht nur anders aufgeteilt, sie muss auch grundlegend anders bewertet werden. So wurde beispielsweise in der Schweiz seitens des Bundesamts für Statistik die unbezahlte Arbeit sichtbar gemacht und ihr Wert in Relation zum offiziellen BIP dargestellt (vgl. Bundesamt für Statistik 2004). In Österreich leisten Frauen derzeit 75 Prozent der unbezahlten Pflege- und Hausarbeit. Geforderte Maßnahmen dem entgegen zu wirken, betrafen bislang vor allem die bessere „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“. Bei diesem Ansatz ist aber zu kritisieren, dass er sich wieder vor allem auf die Frauen konzentriert. Frauen soll damit ermöglicht werden, neben Kindererziehung, Pflegeaufgaben und Haushalt, auch noch – möglichst Vollzeit – arbeiten zu gehen. Damit wird das Problem aber nicht als Strukturproblem erkannt, sondern nur wieder auf die individuelle Frau abgewälzt. Eine tatsächlich geschlechtergerechte Gestaltung der Arbeitszeit zielt aber darauf ab, Frauen als auch Männern dieselben Möglichkeiten zu bieten, Erwerbsarbeit und Versorgungsarbeit zu kombinieren. Sehr wohl übrigens ein häufiger Wunsch auch von Männern.
Positive Effekte für alle
Wenn durch eine generelle Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden, Frauen die jetzt zwanzig Stunden, dann dreißig Stunden arbeiten und Männer die jetzt vierzig Stunden und dann auch dreißig Stunden arbeiten, hätte das positive Effekte für alle. Ein gutes Beispiel in dieser Hinsicht ist Schweden: Dort stehen noch mehr Frauen im Erwerbsleben, dennoch ist die Teilzeitquote niedriger. Schwedinnen in Teilzeit arbeiten aber deutlich mehr Stunden pro Woche als Österreicherinnen – Vollzeitkräfte beider Geschlechter dafür weniger.