Textilbranche ist Löhne in Milliardenhöhe schuldig
Menschenrechts-Allianz fordert bessere Absicherung von ArbeiterInnen
Der Online-Handel zählt auch im Bekleidungssektor zu den großen Gewinnern der Pandemie: Der US-Riese Amazon konnte im letzten Jahr seinen Jahresgewinn um fast 200 Prozent steigern und vor allem im Textilgeschäft massiv an Marktanteilen dazu gewinnen. Auch in Österreich zählt Amazon inzwischen zu den Top 10 im Einzelhandel. Gleichzeitig blieben die Löhne und Entschädigungen von Millionen TextilarbeiterInnen unbezahlt, nachdem Fabriken in der Pandemie von heute auf morgen geschlossen wurden. „Während Amazon neue Geschäftsrekorde feierte, mussten jene ArbeiterInnen hungern, die Kleidung für die Kundinnen und Kunden herstellten. Neben einer längst ausständigen Wiedergutmachung müssen diese untragbaren Zustände in Zukunft mit rechtlichen und finanziellen Mitteln verhindert werden“, sagt Gertrude Klaffenböck, Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne (CCK) bei Südwind. Die Menschenrechtsorganisation fordert konkret die Nachzahlung der ausstehenden Löhne. Zusätzlich soll der Aufbau eines neuen internationalen Lohn- und Abfindungs-Garantie-Fonds eine weltweite Versicherung für Lohnzahlung und Entschädigung bieten und ArbeiterInnen so vor Armut und Hunger schützen.
Millionen Menschen um Einkommen gebracht
Amazon ist nicht das einzige Unternehmen, das Arbeiterinnen und Arbeiter in seinen Lieferketten inmitten der größten globalen Gesundheitskrise derart im Stich gelassen hat. Laut dem CCK-Bericht "Un(der)paid in the pandemic" wurden in den ersten drei Monaten der Pandemie bis zu 5,8 Milliarden US-Dollar an Löhnen für die vorwiegend weiblichen ArbeiterInnen in Asiens Textilindustrie nicht ausgezahlt. Dazu zählen Zulieferbetriebe von großen Marken wie Primark, Amazon und Nike. Diese haben die Pandemie zum Anlass genommen, um weiteren Preisdruck auf Textilfabriken auszuüben. Ausständige Zahlungen wurden mit Verweis auf die Krise vielfach sogar gänzlich verweigert. Dadurch entfiel für Millionen Menschen das einzig verfügbare, oft ohnehin niedrige Familieneinkommen ohne jegliche Entschädigung. „Diese unmenschliche Ausbeutung entlang globaler Lieferketten zeigt einmal mehr, wie enorm der Aufholbedarf bei Arbeitsrechten und Sorgfaltspflichten ist“, so Südwind-Expertin Klaffenböck. „Die mangelnde Verantwortung von Modeherstellern und -händlern gegenüber Arbeiterinnen und Arbeitern hat System. Es braucht daher zusätzlich zu einer wirksamen Absicherung auch rechtliche Mittel, die eine umfassende Haftung der Unternehmen garantieren.“
Menschenrechts-Allianz startet PayYourWorkers-Aktionswoche in 35 Ländern
Südwind und die Clean Clothes Kampagne, die auch von der PRO-GE unterstützt wird, fordern gemeinsam mit mehr als 200 Organisationen aus 35 Ländern die sofortige Nachzahlung der ausständigen Löhne und Entschädigungen. Die neue Petition #PayYourWorkers setzt sich für den Aufbau eines weltweit gültigen Lohn- und Abfindungs-Garantie-Fonds für ArbeiterInnen ein. Gleichzeitig müsse das Recht, sich zu organisieren und Tarifverhandlungen zu führen, garantiert werden. In Rahmen einer am 15. März startenden Aktionswoche macht die PayYourWorkers-Allianz mit weltweiten Protestveranstaltungen und Online-Aktionen auf die Ausbeutung in der Textilindustrie aufmerksam. Zu den unterstützenden Organisationen zählen Grassroots Gewerkschaften wie die Garment Labour Union in Indien, große Gewerkschaftsverbände aus Italien, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden sowie zivilgesellschaftliche Organisationen wie Südwind und die Clean Clothes Campaign. Die Petition Pay Your Workers-Respect Workers Rights kann online unterzeichnet werden.
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