Lederindustrie: Harte Verhandlungen über 1.500 Euro Mindestlohn
Vor vier Jahren haben sich die österreichischen Sozialpartner geeinigt, in allen Kollektivverträgen einen Einstiegslohn von mindestens 1.500 Euro umzusetzen. In nahezu allen Branchen ist es den Kollektivvertragspartner gelungen, oft auch durch Stufenpläne über mehrere Jahre, diesen wichtigen Meilenstein zu erreichen. Noch nicht so weit ist es aber in der Lederindustrie. Der Mindestlohn in dieser Branche liegt auch noch im Jahr 2021 bei 1.305 Euro.
Zwei Unternehmen mit 2.000 Beschäftigten
Die ledererzeugende Industrie in Österreich besteht aus dem Unternehmen Boxmark Leder mit Standorten im steirischen Feldbach und im burgenländischen Jennersdorf sowie dem steirischen Unternehmen Wollsdorf Leder. Insgesamt stellen an diesen Standorten rund 2.000 Beschäftigte Produkte für die Automobil-, Luftfahrt-, Bahn- und Möbelindustrie her.
Schwere Arbeitsbedingungen
Die Arbeit in der Ledererzeugung ist dabei durchwegs schwer, schmutzig und geruchsbelastet. Auch aus diesem Grund ist die Erhöhung des Mindestlohnes nur fair und gerecht. Denn rund 60 Prozent der Beschäftigten in der Lederindustrie erhalten weniger als 1.500 Euro brutto im Monat. "Die 1.500 Euro konnten in allen anderen Branchen umgesetzt werden. Durch die jahrelange Verweigerung der Arbeitgeber ging wertvolle Zeit verloren. Es gibt keinen Grund, warum die harte Arbeit in der Ledererzeugung weniger wert sein sollte als die Arbeit in anderen Branchen“, betont Gerald Kreuzer, Branchenexperte der PRO-GE und KV-Verhandler. Adolf Ofner, Betriebsrat bei Wollsdorf Leder, beobachtet, dass der Unmut bei den Beschäftigten immer größer wird. Die schweren Arbeitsbedingungen und die geringe Bezahlung führten zu hohen Fluktuationen in den Belegschaften.
KV-Verhandlungen spitzen sich zu
Die erste Verhandlungsrunde fand heuer am 21. Juli. statt. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA sowie Betriebsräte fordern eine Erhöhung der KV- und Ist-Löhne bzw. -Gehälter. Die sofortige Umsetzung eines Mindestlohns bzw. Grundgehalts von 1.500 Euro und, nachdem unter anderem Corona-bedingt die letztjährigen Kollektivvertragsverhandlungen nicht abgeschlossen werden konnten, eine nachträgliche Einmalzahlung für den besonderen Einsatz und die Belastungen während der Covid-19-Pandemie.
Die zweite Verhandlungsrunde war für den 17. August vereinbart. Die Arbeitnehmerseite fordert, dass die beiden weltweit tätigen und traditionsreichen Unternehmen sich sozialpartnerschaftlichen Gesprächen auf Augenhöhe nicht verwehren. „Die Umsetzung von 1.500 Euro Einstiegslohn ist überfällig“, sagt Kreuzer.
Die beiden Unternehmen geben jedenfalls laut ihren Websites an, Corporate Social Responsibility sehr ernst zu nehmen. In diesen Erklärungen wird unter anderem ein „fairer und ehrliche Umgang miteinander“ vereinbart oder auch festgestellt, dass „soziale, ökonomische und ökologische Aspekte in Umgang mit MitarbeiterInnen“ permanent gelebt werden. "Jetzt gilt es, diese Verantwortung auch in den Kollektivvertragsverhandlungen für die Beschäftigten zu zeigen“, fordert Kreuzer.