Im Vorfeld des 1. Mai haben die Frauenorganisationen des ÖGB, der PRO-GE und der Gewerkschaft vida in einer Pressekonferenz über die Situation von Arbeiterinnen in Österreich informiert. Sie leisten unverzichtbares, sind aber oftmals unsichtbar.
Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten Klaudia Frieben (PRO-GE), Corinna Schumann (ÖGB) und Yvonne Rychly (Gewerkschaft vida) über die Situation von Arbeiterinnen in Österreich.
Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten Klaudia Frieben (PRO-GE), Corinna Schumann (ÖGB) und Yvonne Rychly (Gewerkschaft vida) über die Situation von Arbeiterinnen in Österreich.
Die Produktionsgewerkschaft vertritt aktuell im Bereich ihrer 120 Kollektivverträge 491.649 Arbeiterinnen und Arbeiter, 105.930 davon sind Frauen. Für die Bundesfrauenvorsitzende der PRO-GE, Klaudia Frieben, ist es an der Zeit, diese Arbeiterinnen vor den Vorhang zu holen. „Die Produktion von Waren ist systemrelevant; ohne sie gäbe es keine Nahrung, keine Gebrauchsgüter, keine Investitionen in Bau oder Mobilität. Frauen, die in diesem Bereich beschäftigt sind, arbeiten zum Teil unter körperlicher Anstrengung, monotonen Arbeitsvorgängen, Hitze, Nässe, Lärm, im Akkord und das meist zu sehr untypischen Arbeitszeiten, zum Beispiel Schichtbetrieb oder Nachtarbeit“, erläuterte Frieben.
Gerade während der Corona-Krise habe sich gezeigt, dass Arbeiterinnen in der öffentlichen Diskussion wenig vorkommen. „Ich bin maßlos enttäuscht, dass es bis heute nicht möglich war, Schwangeren in der Produktion einen vorzeitigen Freistellungsanspruch zu ermöglichen“, so Frieben, die darauf verwies, dass es gerade in großen Produktionsbetrieben, wo viele Menschen in einer Werkshalle arbeiten, sehr schwierig oder gar nicht möglich sei, einen Abstand zu Kolleginnen und Kollegen einzuhalten.
Frauen besonders lang in Kurzarbeit
Viele Arbeiterinnen seien auch von Unsicherheiten bedroht. Die Globalisierung und das Streben nach Gewinnmaximierung aber auch die Profitgier verleitet immer wieder Unternehmen, die Produktion in Billiglohnländer zu verlagern und Standorte in Österreich zu schließen. Angesichts der Ukraine-Krise stehen teilweise Produktionen aufgrund von Lieferengpässen still. Die Folgen daraus sind Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit. Den Job zu verlieren, bedeutet für viele Frauen einen Abstieg in die Armut, da sie häufig in unteren Einkommensgruppen beschäftigt sind. Um Frauen langfristig gute Perspektiven zu bieten, braucht es eine Anhebung des Arbeitslosengeldes auf eine Nettoersatzrate von 70 Prozent. Auch eine hohe Nettoersatzrate bei der Kurzarbeit ist für Frauen besonders wichtig. Arbeiterinnen waren besonders lang in Kurzarbeit. 44,8 Prozent der Frauen waren im Vergleich zu 23,9 Prozent der Männer länger als 6 Monate in Kurzarbeit.
Altersarmut bekämpfen!
Bei vielen Frauen bleibe auch die Gesundheit auf der Strecke. „Viele Frauen in der Produktion sind aufgrund jahrelanger manueller Arbeit gezwungen, krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Erwerbsleben auszuscheiden und hoch armutsgefährdet, weil sie nicht mehr vermittelbar sind und dadurch eine sehr niedrige Pension haben“, erläutert Frieben. Bis heute gebe es aber keine echten Bestrebungen, die Altersversorgung von Frauen zu verbessern, beispielsweise durch einen besseren Zugang zur Schwerarbeitspension für Frauen oder einem Ausgleich für die Einführung der Lebensdurchrechnung und dem Wegfall der besten 15 Jahre bei der Pensionsberechnung.
In diesem Zusammenhang müsse aber auch vermieden werden, dass Frauen aufgrund von Betreuungspflichten zu lange aus dem Erwerbsleben ausscheiden bzw. in Teilzeit bleiben. Frieben fordert daher gemeinsam mit den ÖGB-Frauen einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem 1. Lebensjahr auch zu untypischen Zeiten, zum Beispiel für Schichtarbeit.
ÖGB und Gewerkschaften PRO-GE & vida fordern:
Existenzsichernde Löhne und Gehälter durch einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 1.700 Euro
Flächendeckendes Angebot an Kinderbildungseinrichtungen, Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz ab dem 1. Geburtstag sowie mehr Angebot an Kinderbildungseinrichtungen, die auchden Bedürfnissen bei untypischen Arbeitszeiten gerecht werden (z. B. Schichtdienst)
Recht auf Weiterbildung und Weiterqualifikation, vor allem im an- und ungelernten Bereich, um dem geänderten digitalisierten Wandel gerecht zu werden und den Arbeitsplatz zu erhalten
Möglichkeit zur Kurzarbeit muss bleiben (u.a. wegen Lieferkettenproblematik) – Kurzarbeitsgeld muss 90 Prozent des Nettolohns betragen
Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld von 55 auf 70 Prozent -Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose bei der Jobsuche nicht verschärfen und Zuverdienst-Möglichkeiten erhalten: Sonst würden Eltern mit Betreuungsaufgaben vielfach in Teilzeitbeschäftigung oder Langzeitarbeitslosigkeit geraten bzw. sogar ganz aus dem Arbeitsmarkt gedrängt
Rasches Maßnahmenpaket gegen Teuerung, wie z.B. Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittelpreise
Unterstützung von älteren Arbeitslosen, z.B. mit Rechtsanspruch auf Altersteilzeit