PRO-GE und Arbeitskräfteüberlasser TTI schlossen Fairnessabkommen
Unternehmen, Betriebsrat und Gewerkschaft sorgen gemeinsam für die Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen.
Seit 20 Jahren gibt es einen Kollektivertrag für die rund 100.000 ZeitarbeiterInnen in Österreich. Die Branche leidet aber unter unseriösen Personaldienstleister und ist dadurch immer wieder wegen schlechter Arbeitsbedingungen in den Medien. Zuletzt sorgte der Fall des Mund-Nasen-Schutzmaskenherstellers Hygiene Austria für Schlagzeilen. Die PRO-GE fordert daher unter anderem eine umfassende Auftraggeberhaftung bei Lohn- und Sozialdumping, denn für die Arbeitsbedingungen vor Ort ist der Beschäftigerbetrieb verantwortlich. Die Besonderheit in der Zeitarbeitsbranche ist, dass es sich um eine Dreiecksbeziehung zwischen ArbeitnehmerIn, verleihender Firma und jenem Unternehmen handelt, bei dem ZeitarbeiterInnen tatsächlich arbeiten. Es gehören also nicht nur zwei, sondern drei fürs faire Miteinander zusammen.
Einzigartige Vereinbarung
Es geht aber auch anders. Das zeigt etwa die TTI Personaldienstleistung, die wie rund 20 andere große Arbeitskräfteüberlasser einen Betriebsrat hat und nun auch eine Fairness- und Zusammenarbeitsvereinbarung mit der Gewerkschaft PRO-GE abgeschlossen hat. In dieser Fairness- und Zusammenarbeitsvereinbarung geht es vor allem um "nachhaltig hochwertige Standards in der Qualität der Arbeitsverhältnisse". Dahingehend wird garantiert, dass alle arbeitsrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden - und vor allem auch aktiv über diese informiert wird. "Die TTI stellt sicher, dass jedem Beschäftigten bekannt ist, sich jederzeit vom Betriebsrat oder der PRO-GE im Zusammenhang mit gesetzlichen oder kollektivvertraglichen Ansprüchen beraten zu lassen", heißt es etwa. Werden bestehende MitarbeiterInnen-Ansprüche nicht erfüllt, ist das zu korrigieren. Zudem werden die ZeitarbeiterInnen über Weiterbildungsmöglichkeiten im Sozial- und Weiterbildungsfonds der Arbeitskräfteüberlassung informiert.
"Es ist ein positives Beispiel für uns, wie ein Unternehmen gemeinsam mit der Gewerkschaft attraktiv für Beschäftigte sein will", sagt Peter Schleinbach, PRO-GE Bundessekretär für Branchen- und Kollektivvertragspolitik. Für TTI Austria mit Sitz in Sankt Florian in Oberösterreich, die rund 2.500 Menschen als ZeitarbeiterInnen vermittelt, sei es wichtig, arbeitsrechtliche Standards einzuhalten. "Gemeinsam mit unserem Betriebsrat senden wir das Signal, dass man in unserer Branche ein guter und korrekte Arbeitgeber sein kann, in der Berichterstattung gibt es meist nur Negativbeispiele", sagt TTI-Geschäftsführer Markus Archan. TTI will mit seinem Vorgehen auch einen Wettbewerbsvorteil beim Kampf um Arbeitskräfte lukrieren, sagt Archan.
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