Iran: Streik auf Öl- und Gasfeldern
Arbeiter fordern höhere Löhne, soziale Absicherung und bessere Lebensbedingungen
Tausende Arbeiter auf den Öl- und Gasfeldern sowie in der petrochemischen Industrie im Iran befinden sich im Streik. Da unabhängige Gewerkschaften vom Regime nicht anerkannt sind, werden die Aktionen von lokalen Streikkomitees geleitet. Bereits letzten August hatten ausgehend vom South-Pars-Gasfeld, dem bei weitem größten bekannten Erdgasvorkommen der Welt, mehr als 10.000 Arbeiter die Arbeit im Kampf um höhere Löhne und bessere Lebensbedingungen niedergelegt. Der aktuelle Streik begann am 19. Juni und betrifft landesweit 22 Förderanlagen, Raffinerien und Fabriken der Öl-, Gas- und petrochemischen Industrie, berichtet die iranische Gewerkschaft der Metallarbeiter und Mechaniker UMMI dem Dachverband IndustriALL Global Union.
Subvergabe-System verhindert Verbesserungen
Dem Konflikt zugrunde liegt ein System der Untervergabe von Arbeitsaufträgen: Die Arbeiter in der Öl- und Gasförderung im Iran werden nicht direkt von den Öl- und Gasunternehmen angestellt, sondern über Subunternehmen auf Basis von verketteten Kurzzeitarbeitsverträgen, bei denen sie üblicherweise für 20 Tage Arbeit erhalten und dann für 10 Tage wieder freigestellt werden. Während der 20-tägigen Arbeitsphasen sind die Arbeiter direkt vor Ort in Schlafsälen untergebracht. Die Schlafstätten sind armselig und unhygienisch, die Verpflegung ist unterdurchschnittlich und die Löhne niedrig. Direkte Verhandlungen über Verbesserungen mit den Betreibern werden durch das Subvergabe-System verhindert. Weit verbreitet bei den Subunternehmen ist auch die Praxis, zu niedrige Sozialversicherungsbeiträge abzuführen, mit negativen Auswirkungen auf Pensionen, Arbeitslosen- und Krankengeld der Arbeiter.
"Einmal mehr haben unsere iranischen Brüder enormen Mut und Entschlossenheit im Angesicht der Unterdrückung gezeigt. Sie nehmen einen Arbeitskampf auf um sich zu verteidigen, um ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und um zu verlangen, dass in ihrem Heimatland die Bedürfnisse der Bevölkerung nachgekommen wird. Wir grüßen sie und stehen solidarisch hinter ihrem Kampf und ihren berechtigten Forderungen."
Kemal Özkan, stv. Generalsekretär IndustriALL Global Union.
PRO-GE erklärt sich mit Arbeitern solidarisch
In einem Schreiben an UMMI erklärte die PRO-GE ihre Solidarität für die Streikkampagne der iranischen Arbeiter. Die PRO-GE unterstützt die Forderungen nach Wiedereinstellung der 700 bereits wegen des Streiks entlassenen Arbeiter sowie nach existenzsichernden Löhnen, da die befristet Beschäftigten nicht einmal ein Drittel des Mindestlohns erhalten.