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Lebensmittelproduktion in Zeiten der Globalisierung

Eine saftige Wiese mit wenigen Tieren, ein Bauer der zufrieden zusieht. So oder so ähnlich wird die Produktion von Lebensmitteln gerne in der Werbung dargestellt. Doch in der Realität beherrschen wenige multinationale Konzerne den globalen Lebensmittelmarkt.

Konzernatlas zeigt aktuell globale Zusammenhänge und Strukturen

Die Produktion von Lebensmitteln hat nur in seltenen Fällen etwas mit bäuerlicher Landwirtschaft, mit traditionellem Handwerk und einer intakten Natur zu tun. Sie ist heute weltweit vor allem ein einträgliches Geschäft von wenigen großen Konzernen, die sich die Felder und Märkte untereinander aufteilen. Und der Trend zur Machtkonzentration geht weiter. Übernahmen wie die von Monsanto durch Bayer oder die Aufteilung der Märkte von Kaisers/Tengelmann zwischen Rewe und Edeka sind nur die Spitze eines Eisberges, zu dem eine problematische Marktmacht und großer politischer Einfluss gehören. Außerdem ist die industrielle Landwirtschaft weltweit für gravierende Klima- und Umweltprobleme verantwortlich.

Immanente Sozial- und Umweltkrisen

Dabei lässt die industrielle Landwirtschaft völlig die immanenten Sozial- und Umweltkrisen des derzeitigen Welternährungssystems und ihre gewaltigen Kosten in Gestalt von Menschenleben außer Acht. Bezeichnenderweise werden die Rechte und Existenzen der Millionen ArbeitnehmerInnen in der Landwirtschaft und in der nahrungsmittelverarbeitenden Industrie, der Subsistenzfarmer und der
Kleinbauern, auf deren Arbeit das gesamte System aufbaut, völlig ignoriert.


Gewerkschaften: für eine gerechte, ökologische und regionlae Produktion

Genau deshalb muss die Gewerkschaftsbewegung die Herausforderung annehmen, eine langfristige, umfassende Strategie zu entwickeln, um sicherzustellen, dass das Welternährungssystem in erster Linie darauf ausgerichtet ist, das Recht auf sichere Ernährung, Nahrungsmittelsicherheit und Nahrungsmittelsouveränität sowie die Rechte und den Lebensunterhalt der in der Nahrungsmittelproduktion tätigen Menschen zu gewährleisten. KonsumentInnen und Gewerkschaften geht es um die Menschen und um die Umwelt - es geht um eine gerechte, ökologische und regionale Produktion. Aus diesem Grund engagieren sich die Internationale Union der Lebensmittel- und Genussmittelgewerkschaften (IUL) und die Gewerkschaft PRO-GE seit Jahren mit Kampagnen, Unterschriftenaktionen, Seminaren und Informationsveranstaltungen.

Die Rolle der WTO

Die WTO ist das weltweit mächtigste Gremium zur Regulierung des Handels und damit entscheidend in der Ausgestaltung der globalen Nahrungsmittelproduktion. Die 164 Mitgliedstaaten verhandeln Handelsabkommen. Dabei geht es auch um neue Lebensmittelstandards wie Gentechnik, Hygienerichtlinien und Produktionsmethoden - also beispielsweise die Bestrahlung von Lebensmitteln. Die Sieger bei diesen WTO-Verhandlungen stehen fest: die globalen Konzerne, die den internationalen Handel vorantreiben und damit "ihre Regeln" festlegen. Zu den VerliererInnen zählen hunderttausende Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in den ärmeren Regionen dieser Welt, ihre Gemeinden, die ArbeitnehmerInnen in der Nahrungsmittelproduktion und der Landwirtschaft und natürlich auch die KonsumentInnen.

Die WTO

  • kann die Nahrungsmittelpolitik einzelner Regierungen rücksichtslos übergehen, ist ein nicht gewähltes und undemokratisches Gremium,
  • hüllt sich in Geheimniskrämerei,
  • garantiert für die Rechte der Investoren, setzt aber keine Normen fest, wie die ArbeitnehmerInnen behandelt oder bezahlt werden sollen,
  • fördert Gewinne auf Kosten der Umwelt.

Strategie der integrierten Rechte

Um auf die Herausforderungen einer globalisierten Nahrungsmittelproduktion zu reagieren, brauchen wir das Prinzip der voneinander abhängigen, untrennbaren Rechte. Die Vorgehensweise besteht darin, eine Reihe kollektiver Rechte festzulegen, die so viele Probleme wie möglich abdecken, wobei diese Reihe jedoch übersichtlich und zu bewältigen sein muss. Diese Rechte sollten als Paket behandelt werden, untrennbar nicht nur im Prinzip, sondern auch in der Praxis. Dies ist wichtig, weil eine Gruppe von Rechten nicht ohne die anderen verwirklicht werden kann. Da die Probleme, denen wir gegenüberstehen, vielfältig sind und mit einer langen Reihe anderer
Probleme zusammenhängen, benötigen wir eine integrierte Strategie, mit der auf eine Vielfalt von Problemen reagiert werden kann.

Die folgende Gruppe integrierter Rechte können die Grundlage für eine Gewerkschaftsstrategie bilden:

  • Das Recht auf ausreichende, gehaltvolle und sichere Nahrungsmittel
  • Das Recht auf Ernährungssicherheit und Ernärungssouveränität
  • Das Vereinigungsrecht und das Recht zu Kollektivverhandlungen
  • Das Recht auf ein sicheres Arbeits- und Lebensumfeld
  • Das Recht auf Schutz des Lebensunterhalts.

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