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Woher wir kommen – ausgewählte Meilensteine

Mit Video zu 100 Jahre Frauenwahlrecht

Die Gewerkschaft PRO-GE blickt auf eine lange Geschichte zurück. Gegründet als Reaktion auf die Industrialisierung in Österreich, waren die Metall- und Bergarbeiter lange Zeit treibende Kraft und Vorreiter bei Verbesserungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter. Die folgenden geschichtlichen Ereignisse stellen nur eine Auswahl dar und erheben keinen Anspruch an Vollständigkeit.

Die Anfänge

  • 1890 stellt die k.k. Statthalterei in Wien dem „Verein der Eisen- und Metallwarenarbeiter und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Niederösterreichs“ nach langen Jahren des Wartens den sogenannten „Nichtuntersagungsbescheid“ aus.
  • 1892 erlauben die Behörden den überregionalen „Verband der Metallarbeiter Österreichs“. Am ersten Verbandstag treten 18 von 22 Vereinen mit 8.500 Mitgliedern dem Verband bei.
Viele Menschen in Wien auf der Straße, darunter berittene Polizei
1911 gibt es viele Demonstrationen wie diese hier in Wien wegen der enormen Teuerung

Erste Streiks – erste Erfolge

  • 1901 wird als Reaktion auf den großen Bergarbeiterstreik von 1900 die Neunstundenschicht im Bergbau eingeführt.
  • 1907 finden die ersten gleichen, geheimen, unmittelbaren und persönlichen Wahlen statt.
  • Erster Weltkrieg und Erste Republik
  • 1912 wird das Kriegsleistungsgesetz verabschiedet. Damit wird das Recht der ArbeiterInnen, zu kündigen, aufgehoben.
  • 1918 findet der größte Streik in der österreichischen Geschichte statt: der „Jännerstreik“. Im Juni kommt es nochmals zu einer heftigen Streikwelle. Nach Kriegsende und Ausrufung der ersten Republik wird das Frauenwahlrecht eingeführt und die Sonn- und Feiertagsruhe in Gewerbebetrieben geregelt.
  • Im Jänner 1919 tritt das im Dezember des Vorjahres verabschiedete Arbeitszeitgesetz in Kraft. Es regelt den Achtstundentag.
  • 1919 ergeht das Betriebsrätegesetz und das Betriebsratswahlgesetz und das Arbeiterurlaubsgesetz wird verabschiedet.
  • 1929 sprechen 2.000 Obmänner der Arbeiterbetriebsräte der österreichischen Eisen-, Metall-, Hütten- und Bergbaubetriebe bei einer Konferenz ihre Sorge um die Republik Österreich aus. Sie wollen verhindern, dass der Austrofaschismus „die jetzigen Rechte der Arbeiterklasse vernichtet“.

Dunkle Zeiten – Zweiter Weltkrieg

  • Das „Antiterrorgesetz“ von 1930 beschneidet das Streik- und Kollektivvertragsrecht und somit den Aktionsradius der Gewerkschaften.
  • 1934 erscheint die vorerst letzte Ausgabe der Zeitung „Der Metall- und Bergarbeiter“. Die Freien Gewerkschaften werden verboten, die Räume der Gewerkschaften und der Arbeiterbank von Polizisten besetzt und GewerkschafterInnen verhaftet.
  • Die Regierung Dollfuß erlässt die Verordnung über die Errichtung des Gewerkschaftsbundes (=Einheitsgewerkschaft – EG). Mit dem Gesetz „über die Errichtung von Werksgemeinschaften“ werden Betriebsrät:innen nicht mehr von Beschäftigten gewählt, sondern von der „Vaterländischen Front“ eingesetzt.
  • Am Tag nach dem „Anschluss“, am 12. März 1938 beginnt die erste nationalsozialistische Verhaftungswelle. In den ersten Monaten werden 70.000 Menschen inhaftiert.

Gründung des ÖGB und Nachkriegszeit

  • Am 15. April 1945 findet die Gründungssitzung des überparteilichen Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) statt.
  • Im Jänner 1946 erscheint die Fachzeitung „Der Metall- und Bergarbeiter“ erstmals seit 1934 wieder.
  • 1947 findet der erste Gewerkschaftstag der Metall- und Bergarbeiter (GMB) statt. Die Delegierten vertreten 130.000 Mitglieder. Obmann der GMB ist Karl Maisel.
  • 1948 tritt der bundesweit geltende Rahmenkollektivvertrag der eisen- und metallerzeugenden und -verarbeitenden Industrie und des Gewerbes in Kraft. Von nun an gilt die 48-Stunden-Woche.
  • Von 26. September bis 6. Oktober 1950 finden Massenproteste gegen das 4. Preis-Lohnabkommen statt. Im Jahr darauf werden wegen Teilnahme am Oktoberstreik insgesamt zwanzig Mitglieder der GMB ausgeschlossen.
  • Das GMB-Urlaubshaus in Feichtenbach wird 1952 feierlich eröffnet.
  • Der Urlaubszuschuss von zwei Wochenlöhnen wird erstmals im Kollektivvertrag der Metallindustrie und Bergbau 1956 festgelegt. Im Jahr darauf beträgt er sogar drei Wochenlöhne.
  • 1956 erwirbt die Gewerkschaft das Franz Teply Urlaubsheim, ein Jahr später auch das Dominik Hummel Urlaubsheim in Bad Hofgastein. 1960 wird auch die Villa Jonker in Krumpendorf gekauft. Die Häuser sollen Arbeiter:innen und ihren Familien und Lehrlingen einen modernen und preisgünstigen Urlaub ermöglichen.
Kammler, ÖGB-Archiv

Einführung der 40-Stunden-Woche

  • 1962 streiken 200.000 Metall- und BergarbeiterInnen und erreichen Lohnerhöhungen von neun bis zwölf Prozent aber auch die Abschaffung der Frauenlohngruppen im Metall- und Bergbaukollektivvertrag.
  • 1963 wird das neue Haus in der Plößlgasse fertiggestellt, die Zentralleitung und die Landesleitung Wien ziehen ein.
  • Fast 890.000 Wahlberechtigte unterschreiben 1969 für die schrittweise Einführung der 40-Stunden-Woche sowie die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit und Arbeitsruhe. In Folge wird die etappenweise Einführung der 40-Stunden-Woche gesetzlich beschlossen, die schließlich 1975 in Kraft tritt.
  • 1977 wird der Name in „Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie“ (GMBE) geändert.
  • 1980 startet die GMBE eine Mitgliederbefragung zu Schichtarbeit und Belastungen am Arbeitsplatz. Daraufhin wird ein Forderungskatalog erstellt. 1981 tritt das Nachschicht-Schwerarbeitsgesetz in Kraft.
  • 1983 wird die etappenweise Verlängerung des Mindesturlaubs auf fünf Wochen beschlossen.
  • 1985 wird der erste Kollektivvertrag der GMBE und GPA unterschrieben, der bei 38,5 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich liegt.
  • 1995 wird das Arbeitnehmerschutzgesetz aus dem Jahr 1972 grundlegend novelliert und bringt entscheidende Verbesserungen für Beschäftigte in Klein- und Mittelbetrieben.
  • Der Metaller-Infobus tourt seit 1997 durch Österreich.
  • 2000 fusionieren die „Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie“ und die „Gewerkschaft Textil, Bekleidung, Leder“ zur „Gewerkschaft Metall-Textil“ (GMT).
  • Nach langjährigen Verhandlungen erkämpft die GMT 2002 schließlich einen Kollektivvertrag für die Leiharbeiter:innen.
  • 2006 fusioniert die GMT mit der Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuss zur GMTN.
  • 2009 findet der Gründungskongress der Produktionsgewerkschaft (Gewerkschaft PRO-GE) statt.
  • Im Kollektivvertrag Metallindustrie wird 2011 ein Mindestlohn von 1.500 Euro erreicht.
  • In der Elektro- und Elektronikindustrie wird 2013 erstmals die sogenannte "Freizeitoption" in den Kollektivvertrag verhandelt. Damit haben die Arbeitnehmer:innen wenn es eine Betriebsvereinbarung dazu gibt die Möglichkeit, ihre Lohnerhöhung in zusätzliche freie Tage umzuwandeln.
  • 2015 folgt die Regierung den Forderungen von ÖGB, AK und über 880.000 Wahlberechtigten und verabschiedet die größte Steuerreform seit 40 Jahren.
  • Im Herbst 2017 wird auf Druck der Gewerkschaften die rechtliche Angleichung von Arbeiter:innen und Angestellten beschlossen.

Neoliberale Politik: Der 12-Stunden-Tag kommt wieder

  • Trotz massiven Widerstands und einer Großdemo Ende Juni mit über 100.000 TeilnehmerInnen, führt die türkis-blaue Regierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz (statt mit 1. Jänner 2019) verfrüht mit 1. September 2018 eine gesetzliche Ausweitung der Höchstarbeitszeit auf 12-Stunden täglich und 60-Stunden wöchentlich als Kernstück eines neuen Arbeitszeitgesetzes ein.
  • Bei den Kollektivvertragsverhandlungen in der Metallindustrie wird 2019 der Mindestlohn von 2.000 Euro erreicht.
  • Die Corona-Pandemie und Lockdowns haben gravierende Auswirkungen auf die Wirtschaft. Die Sozialpartner erarbeiten Kurzarbeitsvereinbarungen. So können viele Beschäftigte ihren Arbeitsplatz behalten.
  • 2023 wird am 4. Gewerkschaftstag der Produktionsgewerkschaft PRO-GE Reinhold Binder als neuer Vorsitzender gewählt. Der Oberösterreicher folgt damit auf Rainer Wimmer, der die PRO-GE 14 Jahre erfolgreich geführt hat.