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Wir trauern um Rainer Wimmer

Binder: "Gewerkschaftsbewegung entscheidend mitgeprägt"

Rainer Wimmer, erster Bundesvorsitzender der im November 2009 gegründeten Produktionsgewerkschaft (PRO-GE), langjähriger Chefverhandler vieler Kollektivverträge und Träger des „Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich“ ist am 24. Juni 2025 im Alter von 69 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben.

„In tiefer Betroffenheit müssen wir von Rainer Wimmer Abschied nehmen. Rainer war im Herzen immer Betriebsrat – mit großem Gespür für die Menschen und bedingungslosem Einsatz für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So hat er die österreichische Gewerkschaftsbewegung entscheidend mitgeprägt. Sein kämpferisches Wesen und sein Humor werden uns in Erinnerung bleiben. Unser Mitgefühl und aufrichtige Anteilnahme gelten seiner Familie", sagt Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der PRO-GE.

Geradlinigkeit und klare Ausdrucksweise

Rainer Wimmer war zwischen 2009 und 2022 Chefverhandler für die Arbeitnehmer:innen bei den jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen für Metallindustrie und Bergbau. In dieser Zeit galt es Wirtschaftskrisen zu bewältigen, aber auch Lohnverhandlungen in Perioden mit Hochkonjunktur zu führen. Mit Aussagen wie "Wir lassen sie nicht mit den Gewinnen abhauen" oder "Da hilft ihnen kein Himmelvater, da werden sie etwas hergeben müssen", brachte er die Gewerkschaftsposition in manchen Lohnrunden auf den Punkt.

Zudem absolvierte er bei der Herbstlohnrunde 2015 eine der längsten Verhandlungen. Erst nach einem 24-Stunden-Marathon konnte damals ein Ergebnis erreicht werden. Beim Abschluss 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, gelang ihm wiederum eine Einigung bereits in der ersten Runde. "Seine Bodenständigkeit, seine Geradlinigkeit und klare Ausdrucksweise haben das Interesse der Öffentlichkeit für Kollektivverträge und Lohnverhandlungen deutlich gesteigert. Es ist ihm gelungen, dass den Anliegen der Arbeiterinnen und Arbeiter mehr Gehör geschenkt wird. Das war ihm eine Herzensangelegenheit“, würdigt Binder den Verstorbenen. 

Rainer Wimmer wurde am 10. August 1955 geboren. Kurz nach seiner Lehrzeit in einem Gewerbebetrieb wechselte der Hallstätter zu den Salinen und arbeitete als Grubenelektriker bzw. Bergmann im Salzbergbau. Gleichzeitig trat er der damaligen Gewerkschaft der Lebens- und Genussmittelarbeiter bei.

25 Jahre lang Zentralbetriebsratsvorsitzender

1983 wurde Rainer Wimmer Betriebsratsvorsitzender und ein Jahr später, bis zum Jahr 2009, Zentralbetriebsratsvorsitzender der Salinen Austria. Die Frage, warum er Betriebsrat wurde, beantwortete Wimmer später so: "Man fragte mich, ob ich mitarbeiten will. Mir war klar, dass Betriebsratsarbeit viel Zeit und Engagement verlangt. Ich war damals Ende zwanzig und musste eine Weile überlegen, was das für mein künftiges Leben bedeutet. Schließlich habe ich mich für die Betriebsratsarbeit entschieden und mich sehr für einen besseren Arbeitsschutz eingesetzt. Eine Rolle hat dabei sicher auch der Tod meines Vaters gespielt. Er starb bei einem Grubenunglück."

Kampf um den Erhalt der Salinen

In seiner Zeit als Betriebsrat fiel mit dem EU-Beitritt 1995 auch das Salzmonopol. Wimmer engagierte sich öffentlich für den Erhalt der Industriearbeitsplätze in den Salinen: "Einige meinten damals, den Betrieb braucht es nicht mehr. Die Region ist doch wunderschön, mit den Seen und den Bergen. Aber die Menschen können sich nichts von den Steinen runterbeißen. Deshalb war der Erhalt der Industriearbeitsplätze so wichtig. Wir konnten schließlich öffentlichen Druck erzeugen. Wir trafen auch den damaligen ÖIAG-Generaldirektor. Der konnte sich damals nicht erklären, dass wir so einen Rückhalt in der Region hatten und was wir überhaupt da hinter den Bergen so aufführten. Aber es hat sich gelohnt: Wir konnten den Standort erhalten und für 400 Kolleginnen und Kollegen absichern."

Erster Bundesvorsitzender der PRO-GE

Rainer Wimmer hatte später mehrere Spitzenfunktionen in der Gewerkschaftsbewegung inne. Nach mehreren Stationen in der Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuss wurde er bei der Gründung der PRO-GE im November 2009 - Zusammenschluss der Gewerkschaften Metall-Textil-Nahrung mit der Gewerkschaft der Chemiearbeiter – zum ersten Bundesvorsitzenden gewählt. 2018 übernahm Wimmer auch den Vorsitz der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) im ÖGB. Beide Funktionen behielt er bis Juni 2023. Direkt nach seinem Ausscheiden ernannte ihn die PRO-GE zum Ehrenvorsitzenden.

Darüber hinaus hatte Rainer Wimmer unter anderem Funktionen in der Versicherungsanstalt für Eisenbahn und Bergbau inne, war Bürgermeister von Hallstatt und in der internationalen Gewerkschaftsarbeit engagiert. 2003 erhielt er das „Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ verliehen.

Zwischen 1993 und 2024 setzte sich Rainer Wimmer ein Vierteljahrhundert lang als SPÖ-Abgeordneter zum Nationalrat für die arbeitenden Menschen ein – als einen seiner größten parlamentarischen Erfolge sah er stets die Abschaffung der Pensionsabschläge nach 45 Arbeitsjahren im Herbst 2019.

Rainer Wimmer

Ehrenvorsitzender der PRO-GE

Geboren am 10. August 1955 in Hallstatt/OÖ

Ausbildung

  • 1970 bis 1974  Elektrikerlehre

Berufliche Laufbahn

  • 1975 bis 1983 Grubenelektriker, Bergmann bei der Österreichischen Salinen AG 

Gewerkschaftliche Funktionen 

  • 1983 Betriebsratsvorsitzender der Salinen Austria
  • 1984 bis 2009 Zentralbetriebsratsvorsitzender der Salinen Austria
  • 2004 bis 2006 Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Agrar, Nahrung, Genuss (ANG)
  • 2008 (Dez.) bis 2009 (Nov.) gf. Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Metall-Textil-Nahrung (GMTN)
  • 2008 bis 2019 Obmann-Stellvertreter der Versicherungsanstalt für Eisenbahn und Bergbau
  • 2009 bis 2023 Mitglied des ÖGB-Vorstands
  • 2009 (Nov.) bis 2023 (Juni) Bundesvorsitzender der Produktionsgewerkschaft (PRO-GE)
  • 2012  Vorsitzender des Maschinenbausektors IndustriALL Global
  • 2018 bis 2023 (Juni) Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) im ÖGB