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Gesundheit

World Sleep Day

Seit 2008 wird am Freitag vor der Tagundnachtgleiche im März der World Sleep Day gefeiert. 2024 fiel der Tag des gesunden Schlafes auf den 15. März. Grund genug, einen Blick auf die Auswirkungen von Schichtarbeit auf Schlaf und Gesundheit zu werfen.

In Österreich arbeiten fast 20 Prozent der Arbeitnehmer:innen im Schicht-, Turnus- oder Wechseldienst. „Schichtarbeit erfordert, dass Arbeitnehmer:innen zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten arbeiten, oft auch an Wochenenden und Feiertagen. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Beschäftigten haben“, sagt Patrick Bauer von der Abteilung Arbeitstechnik und Gesundheit in der Gewerkschaft PRO-GE.  So können unregelmäßige Arbeitszeiten zu Schlafstörungen und Schlafmangel führen, die oft weitere Beeinträchtigungen für die Gesundheit mit sich bringen. „Zahlreiche Kohortenstudien zeigen, dass Schichtarbeit mit einem erhöhten Risiko für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit verbunden ist“, sagt Bauer. Auch das Alter spielt bei den Gesundheitsgefahren eine Rolle. So sieht Brigitte Holzinger (MedUni Wien) laut ORF On „die Schichtarbeit ab 55 äußerst kritisch“. Das Thema werde unterschätzt.

Ergonomische Arbeitszeitgestaltung

Aber es gibt wirksame Methoden, um diesen Gefahren entgegenzuwirken. Insbesondere ist auf ergonomische Schichtpläne und den Schutz planbarer Freizeit zu achten, so Bauer. So vermeiden ergonomische Schichtpläne überlange Arbeitsblöcke und garantieren ausreichend Ruhezeiten zwischen den Einsätzen. „Zu viele Nachtschichten in Folge sind unbedingt zu vermeiden, da sie Schlafstörungen begünstigen. Es geht nicht nur darum, genug Zeit für Erholung und Freizeitaktivitäten zu haben, sondern vor allem um Planbarkeit. Nur planbare Freizeit ermöglicht die Pflege von Hobbys und sozialen Beziehungen“, erklärt Bauer. Änderungen des Schichtmodells seien aber oftmals nicht einfach durchzuführen. „Vor allem in Betrieben mit einer langen Geschichte in Schichtarbeit spielen die Gewohnheiten der Arbeitnehmer:innen eine bedeutende Rolle. Nicht alles, an das man sich gewöhnt hat, ist automatisch gesund. Viele ungesunde Arbeitszeitmodelle gehen außerdem mit einer finanziellen Entschädigung für die Arbeitnehmer:innen einher. Änderungen des Arbeitszeitmodells sind daher immer ein hochsensibles Thema“, erzählt Bauer aus der Praxis. Dennoch sei es möglich, Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, „die den betrieblichen, rechtlichen und ergonomischen Anforderungen entsprechen und die Interessen der Arbeitnehmer:innen bestmöglich berücksichtigen“.

Schichtfolgen beeinflussen Schlaf und Gesundheit

2022 wurde eine Studie veröffentlicht, die sich insbesondere mit den Auswirkungen von Schichtarbeit auf den Schlaf befasste. Für die Studie führten 30 Schichtarbeiter:innen mit teilkontinuierlichen Schichtmodellen (Frühschicht 6.00–14.00, Spätschicht 14.00–22.00, Nachtschicht 22.00–6.00 Uhr) bis zu fünf Wochen lang ein Schlaftagebuch, in dem sie Schlafbeginn, -ende und -qualität aufzeichneten. Daraus errechneten sich Dauer und Zeitpunkt des Schlafs der Beschäftigten und wie sehr sie gegen ihre innere Uhr arbeiten. Gleichzeitig wurde der Chronotyp gemessen, der angibt, ob eine Person biologisch gesehen dazu neigt, jeweils eher früh oder eher spät aufzustehen und schlafen zu gehen (Frühtyp/Spättyp).

Die Ergebnisse der Studie bestätigten nicht nur, dass das Schlafverhaltens Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen, sondern zeigte auch die Auswirkungen der Schichtabfolge:

  • Mehr als 4 Nachtschichten sind belastend und hängen mit verkürztem Schlaf zusammen. Dies ist stärker für Frühtypen der Fall, da sie über die Nachtschichten hinweg ein Schlafdefizit aufbauen.
  • Bereits ein Block von 2 Frühschichten kann bei Spättypen zu einem Schlafdefizit führen, das sich in die Nachtschicht hineinzieht und das gesundheitliche Risiko erhöht.

Optimierte Schichtpläne wirken positiv

Wenn belastende Schichten wie Nacht- und Schichtarbeit unvermeidbar sind, empfahl Studienmitautorin Dr.in Céline Vetter die Aufklärung der Beschäftigten über die Rolle des Schlafes für Gesundheit und Wohlbefinden. Es sollte herausgearbeitet werden, wie guter Schlaf besser in den Lebensalltag integriert werden kann. Auch auf Unternehmensebene könnten der Schlaf und die Gesundheit der Beschäftigten unterstützt werden, etwa durch arbeitswissenschaftlich optimierte Schichtpläne oder Gleitzeit in der Schichtarbeit, die mehr Raum für individuelle Bedürfnisse schaffen kann.

Linktipps

>> Ergonomische Arbeitszeitgestaltung

>> Schicht ist nicht gleich Schicht: Neues aus der Schlafforschung

>> Warum Schlaf politisch ist

>> PRO-GE Abteilung Arbeitstechnik & Gesundheit