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Belastungen am Arbeitsplatz nehmen zu

Anhaltend hoher Arbeitsdruck und ständige Erreichbarkeit – diese beiden Druckpunkte kennzeichnen laut den Ergebnissen des aktuellen Strukturwandelbarometers 2023 weiterhin die Arbeitswelt. Dazu kommt, dass es in allen Branchen an Personal fehlt – das mit Abstand größte Problem. So gibt mit 85 Prozent die überwiegende Mehrheit der befragten knapp 2.000 Betriebsratsvorsitzenden an, erhebliche Schwierigkeiten bei der Suche nach Arbeitskräften in ihren Unternehmen zu sehen. Doch die soziale Nachhaltigkeit und damit die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, etwa in Form von kürzeren Arbeitszeiten oder einer besseren Aus- und Weiterbildung, kommt bei den Unternehmen viel zu kurz. Sie verstehen unter einem nachhaltigen Arbeitsalltag primär die Umsetzung von Umwelt-Maßnahmen wie Recycling oder Senkung des Energieverbrauchs. 

 

Die Umfrage Strukturwandelbarometer erfolgt jährlich und wird vom Meinungsforschungsinstitut IFES im Auftrag von Arbeiterkammer Wien und ÖGB durchgeführt. Befragt werden ausschließlich Betriebsratsvorsitzende. Am Strukturwandelbarometer 2023 nahmen insgesamt 1.969 Personen teil. Befragungszeitraum war Jänner und Februar 2023. Während die befragten Betriebsratsvorsitzenden die wirtschaftliche Lage der Unternehmen sehr gut bewerten – sieben von zehn prognostizieren für 2023 eine sehr gute bzw. eher gute wirtschaftliche Lage – ist die Lage der Beschäftigten weiterhin sehr angespannt. Rund zwei Drittel geben bei der diesjährigen Umfrage an, dass sich der Arbeitsdruck weiter verschärft hat. Das wiederum, wirkt sich negativ auf das Arbeitsklima aus, das sich seit Jahren verschlechtert. Der Extremwert war hier im Dezember 2021 zu verzeichnen, die leichte Verbesserung kann mit der teilweisen Rückkehr der Kolleg:innen an den Arbeitsplatz und der daraus resultierenden Kommunikation erklärt werden. Anhaltend schlecht wird die sogenannte betriebliche Notwendigkeit bewertet. In diese Kategorie fallen Überstunden und ständige Erreichbarkeit. 38 Prozent der befragten Betriebsratsvorsitzenden führen an, dass diese Praktiken sehr bzw. eher zugenommen haben.

Fachkräftemangel hausgemacht

Als derzeit größtes Problem wird die Suche nach Arbeitskräften gesehen. Immerhin sagen 85 Prozent der befragten Betriebsratsvorsitzenden, dass es in ihrem Betrieb Schwierigkeiten gibt, das benötigte Personal zu finden. Dieses Problem zieht sich durch alle Branchen, besonders schwerwiegend ist es im Lebensmittelhandel, im Transportwesen sowie im Gesundheitsbereich. Das Problem ist aber laut Umfrage hausgemacht. Denn 60 Prozent sagen, dass Personalabgänge infolge von Pensionierungen und Kündigungen für die schwierige Personalsituation verantwortlich sind, die Arbeitgeber:innen also trotz Planbarkeit das Problem nicht erkannt haben. 35 Prozent führen eine schlechte Bezahlung an, je 23 Prozent einen hohen Arbeitsaufwand sowie schlechte Arbeitsbedingungen.

Soziale Nachhaltigkeit wird kaum beachtet

Soziale Nachhaltigkeit ist demnach für viele Betriebe noch ein Fremdwort. Das zeigt sich auch in der Umfrage. Zwar hat sich das Thema Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Themen in der Gesellschaft und damit auch in der Arbeitswelt etabliert, allerdings beschränken sich die Unternehmen dabei großteils auf die Umsetzung von Klimazielen. Weniger innovativ sind die Unternehmen in Bezug auf die soziale Nachhaltigkeit. Einzig die Übernahme von Lehrlingen nach erfolgter Ausbildung wird von rund der Hälfte der Unternehmen betrieben. Aber weniger als die Hälfte der untersuchten Unternehmen hat oder plant neue Arbeitszeitmodelle. Bei fast 80 Prozent ist eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit nicht vorgesehen. Knapp die Hälfte der Unternehmen setzt nicht auf Weiterbildung der Beschäftigten auf diesem Gebiet, und Management-Boni für Nachhaltigkeitsziele sind nahezu überhaupt kein Thema.

ÖGB und AK fordern Arbeitszeitverkürzung

AK und ÖGB fordern daher, dass soziale Nachhaltigkeit endlich in den Fokus rücken müsse. Darüber hinaus müsse der hohe Arbeitsdruck mit einer Arbeitszeitverkürzung ausgelichen werden. Dies könne - je nach Betrieb - eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit sein, aber euch eine sechste Urlaubswoche für alle Beschäftigten eines Unternehmens.

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