Zum Hauptinhalt wechseln
PRO-GE

"Tag der betrieblichen Mitbestimmung"

AK/ÖGB-Studie: Betriebsrat bringt mehr Lohn und sichereren Job

Um die wertvolle Arbeit der Betriebsrätinnen und Betriebsräte in den Mittelpunkt zu stellen, ruft der ÖGB heuer zum dritten Mal den 7. April zum "Tag der betrieblichen Mitbestimmung" aus. Die aktuelle Mitbestimmungsstudie zeigt die große Bedeutung, die Betriebsratsarbeit nicht nur für die Beschäftigten hat, sondern dass damit auch ein wichtiger Beitrag zu wirtschaftlichem Erfolg und der Stärkung der Demokratie geleistet wird. Die Mitbestimmungsstudie wird alle zehn Jahre im Auftrag von AK und ÖGB von Institut für empirische Sozialforschung durchgeführt. Dabei wurden fast 2.800 Betriebsrät:innen und 2.500 Arbeitnehmer:innen befragt. 

Besser mit Betriebsrat

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Arbeitnehmer:innen hat einen Betriebsrat im Unternehmen. Und der bringt’s: Arbeitnehmer:innen mit Betriebsrat haben stabilere Beschäftigungsverhältnisse und sind seltener von prekären Verhältnissen betroffen als Arbeitnehmer:innen ohne Betriebsrat. Zudem verfügen sie über höhere Nettoeinkommen und kommen daher auch besser mit ihrem Einkommen aus. Zudem machen in Betrieben mit Betriebsrat Arbeitnehmer:innen häufiger berufliche Aus- und Weiterbildungen und erhalten häufiger Bonuszahlungen. 

Kein Wunder also, dass die Arbeitnehmer:innen der betrieblichen Mitbestimmung eine hohe Bedeutung zumessen. Selbst wenn es keinen Betriebsrat im Unternehmen gibt, empfindet eine große Mehrheit von 72 Prozent einen solchen als sehr oder eher wichtig. Die Einschätzung wird stärker, wenn es Erfahrung mit betrieblicher Mitbestimmung gibt: In Betrieben mit Betriebsrat sehen sogar 88 Prozent der Arbeitnehmer:innen es als sehr oder eher wichtig, eine Vertretung ihrer Interessen auf betrieblicher Ebene zu haben. 

Hoher Druck und schwierige Rahmenbedingungen für Betriebsratsarbeit

Die Mitbestimmungsstudie zeigt: Betriebsratsarbeit findet oft unter schwierigen Bedingungen statt. Leistungsdruck, geringe Wertschätzung und schlechte Bezahlung sind die Top 3 der in den Betrieben wahrgenommenen Probleme. Viele Arbeitnehmer:innen und Betriebsratsmitglieder arbeiten mehr als vertraglich vereinbart. 36 Prozent der Beschäftigten geben an, mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten, bei den Betriebsratsmitgliedern liegt der Anteil bei 45 Prozent.

Die Betriebsratsarbeit wird immer zeitaufwändiger und anspruchsvoller. Aufgrund der fortschreitenden Diversifizierung der Beschäftigten wie auch der Arbeitsformen – Stichwort Homeoffice, wird es zudem schwieriger, mit den Beschäftigten in Kontakt zu bleiben. Eine eigene Kandidatur kann sich jede:r vierte befragte Arbeitnehmer:in vorstellen, am häufigsten scheitert sie jedoch an der zeitlichen Überlastung. Nur jede:r Vierte kann die Betriebsratstätigkeit vollständig in der Arbeitszeit ausüben. Gut jedes fünfte Betriebsratsmitglied muss dies überwiegend oder sogar zur Gänze in der Freizeit tun.

AK und ÖGB fordern:

  • Mehr Betriebsratsmandate und niedrigere Grenzen bei der Beschäftigtenzahl für zusätzliche Mandate.
  • Mehr und flexiblere Freistellungen: Auch die Teilung von Freistellungen zwischen Betriebsratsmitgliedern soll möglich sein.
  • Ansprüche auf Bildungsfreistellung ausweiten auch auf Ersatzmitglieder von Betriebs- und Jugendvertrauensräten und Personalvertretungen und auf Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten.

Demokratie im Betrieb ermöglichen, stärken und schützen

Die Gründung eines Betriebsrats ist für die Arbeitnehmer:innen oftmals mit großen Hürden verbunden. Manche Arbeitgeber:innen bringen offen zum Ausdruck, dass sie keinen Betriebsrat wollen. Manche setzen gezielt Maßnahmen, um eine Betriebsratswahl zu verhindern und schrecken dabei selbst vor Kündigungen nicht zurück.  Die Errichtung von Betriebsräten zu be- oder gar verhindern stellt einen massiven Eingriff in die Rechte der Arbeitnehmer:innenschaft dar. Ein effizienter Schutz vor der Be-/Verhinderung von Betriebsarbeitsarbeit ist daher nicht nur für demokratischen Kultur einzelner Unternehmen von Bedeutung, sondern für die Demokratie als Ganzes.

AK und ÖGB fordern: Demokratie im Betrieb stärken und schützen

  • Gerichtliche Strafbarkeit für die mutwillige Be- oder Verhinderung von Betriebsratswahlen.
  • Wirksamer Schutz vor Benachteiligung oder Kündigung für alle, die eine Betriebsratswahl initiieren, vorbereiten oder unterstützen oder als (Ersatz-)Mitglied im Betriebsrat tätig sind.
  • Verlängerung des Kündigungsschutzes nach Ende des Mandats auf sechs Monate. Der Zeitraum von drei Monaten ist unangemessen kurz und widerspricht der Europäischen Sozialcharta.

Mehr zum Thema

>> AK: Die Mitbestimmungsstudie 2024