„Die Arbeiter:innen sind ihnen blunzen!“
Verhandlungen in der Fleischwirtschaft stocken - auch in 3. Runde noch kein ernstzunehmendes Angebot. Betriebsräte-Konferenz am 18. August.
Die Betriebsrätinnen, Betriebsräte und die 16.000 Beschäftigten der Fleischwarenindustrie und des Fleischwarengewerbes in Österreich müssen viel aushalten. Nicht nur die Arbeitsbedingungen sind äußerst schwer und belastend: extreme Temperaturen, enormer Lärm, große Lasten und viel Blut. Auch für die Kollektivvertragsverhandlungen brauchen sie heuer einen guten Magen: Nach drei Verhandlungsrunden gibt es nach wie vor kein ernstzunehmendes Angebot für eine Lohnerhöhung seitens der Arbeitgeber. Die den Verhandlungen zugrunde liegende Inflationsrate der letzten zwölf Monate beträgt 2,63 Prozent. „Man gewinnt leider den Eindruck, die Arbeiterinnen und Arbeiter seien den Arbeitgebern auf gut Österreichisch blunzen“, so Erwin Kinslechner, Chefverhandler für die Fleischwirtschaft der Gewerkschaft PRO-GE
Viele kreative Vorschläge – kein Entgegenkommen
Bei den Verhandlungen hätten die Arbeitgeber vor allem die schwierige Situation der Branche insgesamt und die schwierigen Verhandlungen mit den Handelskonzernen im Speziellen betont. „Auch wenn wir angesichts von Umsatzsteigerungen die Situation der Branche nicht ganz so dramatisch sehen, wäre es absolut inakzeptabel, dass die Arbeitnehmer:innen deswegen auf faire Löhne verzichten sollen“, erklärt Kinslechner. „Wir haben Flexibilität bewiesen und einige alternative Vorschläge gemacht, um einen Teil der Lohnerhöhung anders abzugelten. Leider wollte die Arbeitgeberseite auch darüber nicht reden“, bedauert Kinslechner.
Respektlos angesichts härtester Arbeitsbedingungen
Besonders respektlos erscheint die Verweigerung eines ernsthaften Angebots vor dem Hintergrund der besonders harten Arbeitsbedingungen in der Fleischverarbeitung. „Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind bereits in Vorleistung gegangen. Sie haben hart gearbeitet. Ein guter und fairer Lohnabschluss ist das Mindeste, was ihnen zusteht“, bekräftigt Kinslechner.
Österreichweite Konferenz der Betriebsräte am 18. August
Ein vierter Verhandlungstermin wurde für den 23. September 2025 vereinbart. Um alle Betriebsrätinnen und Betriebsräte über den Verhandlungsstand zu informieren und über die weitere Vorgehensweise zu beraten, wurde am 18. August 2025 eine österreichweite Konferenz einberufen. „Dabei werden wir bestimmt aktive und kreative Wege beschließen, den Arbeitgebern klarzumachen, wie wichtig uns ein wertschätzender, fairer Lohnabschluss ist“, so Kinslechner abschließend.