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PRO-GE und GPA: Offensive für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit

Mega-Konferenz zur Zukunft der Arbeit und des Wirtschaftsstandorts

Rund 450 Betriebsrätinnen und Betriebsräte diskutierten mit Expertinnen und Experten bei einer Konferenz der Gewerkschaften GPA und PRO-GE am 21. Mai in Wien die Zukunft des Wirtschaftsstandorts und der Arbeitswelt. Wichtige Inputs zu den Themen Infrastrukturinvestitionen, Wachstumsstrategien, technologische Trends, und Arbeitsmarkt kamen von Helmut Berrer, (Economica Institut), Christoph Badelt (Produktivitätsrat), Helene Schuberth (ÖGB), Roland Sommer (Plattform Industrie 4.0) und Petra Draxl (AMS Österreich).

Die Konferenz wurde von den Gewerkschaftsvorsitzenden Reinhold Binder (PRO-GE) und Barbara Teiber (GPA) eröffnet. „Wir müssen an Zukunftsperspektiven arbeiten. Darum ist es wichtig, dass jetzt die Regierung mit den Sozialpartnern eine umfassende Industrie- und Standortstrategie erarbeitet. Für Wettbewerbsfähigkeit müssen die Arbeitnehmer:innen in den Mittelpunkt der Transformation gestellt werden“, sagte Binder. „Die Antwort auf wirtschaftspolitische Herausforderungen darf nicht Pessimismus sein. Verschlechterungen für die Arbeitnehmer:innen werden die viel zitierte Wettbewerbsfähigkeit nicht verbessern. Stattdessen ist eine offensive Gesamtstrategie notwendig“, ergänzte Teiber.

In der derzeitigen budgetären Situation müsse der heimischen Wirtschaftspolitik „der Spagat zwischen investiven Wachstumsimpulsen der öffentlichen Hand bei gleichzeitiger Einhaltung der Konsolidierungserfordernisse gelingen“, sagte Helmut Berrer vom Wirtschaftsforschungsinstituts Economica. Die flankierenden Maßnahmen der Legislative müssten darauf abzielen, generell wieder ein konsumfreundliches Klima in Österreich zu etablieren. Besondere Bedeutung würden hierbei Investitionsanreize für Unternehmen besitzen, „da sich die Ausgaben für Anlagen und Maschinen nicht nur instant in inländischer Wertschöpfung und Beschäftigung niederschlagen, sondern darüber hinaus mit einem erhöhten Kapitalstock langfristig Wachstums- und somit Wohlstandsbeiträge induziert werden“.

Christoph Badelt, Präsident des Produktivitätsrates, betonte in seinen Ausführungen, dass die österreichische Wirtschaft eine Offensive brauche, um langfristig Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Dazu seien Investitionen in die Digitalisierung und in die ökologische Transformation notwendig und man müsse auf die breite Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen am Wohlstand achten. „Zu diesem Zweck sind Bildungsinitiativen, sowohl in der Primärbildung als auch in der Weiterbildung von Beschäftigten und Maßnahmen zur Mobilisierung des Arbeitskräftepotenzials nötig, vor allem bei älteren Menschen, bei Frauen und bei Menschen mit niedrigem Bildungsniveau“, sagte Badelt.  

Helene Schuberth, Bundesgeschäftsführerin des ÖGB, glaubt nicht, „dass Lohnmoderation den Wirtschaftsstandort stärkt. Viel wichtiger als die preisliche Wettbewerbsfähigkeit sind für den Standort gut ausgebildete und gut bezahlte Fachkräfte, günstige Energie, Innovation, öffentliche Investitionen, eine gut ausgebaute Daseinsvorsorge“. Nur mit einer umfassenden Investitionsstrategie würden sich die Zukunftsherausforderungen bewältigen lassen. Der ÖGB habe schon vor fast zwei Jahren mit einem 10-Punkte-Plan die Eckpunkte definiert, Teil davon sind unter anderem Investitionen in die Energie- und Verkehrsinfrastruktur, leistbare Energie und eine Fachkräfteoffensive. „Die im Regierungsprogramm vorgesehen Offensivmaßnahmen sind ein erster wichtiger Schritt, müssen aber ausgeweitet werden, um die Konjunktur anzukurbeln und unseren Wirtschaftsstandort zu stärken“, so Schuberth.

Roland Sommer, Geschäftsführer der Plattform Industrie 4.0, wies wiederum auf einen wichtigen Aspekt im Bereich des technologischen Wandels hin: „Die nächste Evolutionsstufe von Industrie 4.0 stellt nicht mehr nur die Technologie in den Vordergrund, sondern den Menschen selbst. Menschenzentriertheit wird zum Leitprinzip einer intelligenten, empathischen und zukunftsfähigen Industrie – in der der Mensch nicht nur Teil des Systems ist, sondern dessen Sinn und Richtung bestimmt.“

Daran anschließend legte AMS-Vorständin Petra Draxl einen Schwerpunkt in ihrem Vortrag den Fokus auf das Thema Bildung. Das mit Abstand höchste Arbeitslosigkeitsrisiko ergibt sich für Personen, die über maximal einen Pflichtschulabschluss verfügen. Im Jahresdurchschnitt 2024 lag die gesamte Arbeitslosenquote in Österreich bei 7,0 %, bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss bei 21,3 %, also drei Mal höher. „Bildung bietet den wirksamsten Schutz vor Arbeitslosigkeit. Wer eine höhere Qualifikation besitzt, hat deutlich bessere Chancen, eine Anstellung zu finden und dauerhaft beschäftigt zu bleiben. Besonders im Zuge der Digitalisierung, Ökologisierung und Globalisierung des Arbeitsmarktes nimmt die Zahl der Arbeitsplätze für Menschen mit lediglich einem Pflichtschulabschluss stetig ab – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren noch verstärken dürfte“, so Draxl.