Brauchen unsere Lebensmittel Nanotechnologie?
Immer mehr Konzerne setzen Lebensmitteln Nanomaterialien bei. Gefahr oder Segen?
Ist wirklich gut, was uns als gut präsentiert wird? KonsumentInnen nehmen mittlerweile eine resignierende Haltung ein und glauben der Werbung - kein Wunder, bei der Fülle der komplizierten wissenschaftlichen "Errungenschaften". So wird uns die Nanotechnologie als die Zukunftstechnologie des 21. Jahrhunderts präsentiert und immer mehr Konzerne setzen Lebensmitteln Nanomaterialien bei. Sie verleihen ihnen damit spezielle Eigenschaften. Aber: Was sind Nanomaterialien? Welche Auswirkungen haben sie auf unseren Körper, unsere Umwelt, unser Leben? Und: Brauchen unsere Lebensmittel überhaupt Nanotechnologie?
Was sind Nanomaterialen?
Nanomaterialien sind winzige Teilchen chemischer Stoffe. Weil sie so klein sind, werden Nanomaterialen besser vom Körper aufgenommen und können bis in einzelne Zellen vordringen. In Lebensmitteln werden Nanomaterialien unter anderem verwendet, um deren Vitamin- und Mineralstoffgehalte zu erhöhen. Damit werden Erfrischungsgetränke, Speiseeis, Schokolade und Chips als "gesunde" Lebensmittel vermarktet, indem der Mineral- und Vitamingehalt erhöht wird. Dabei werden die Vitamine in Nanokapseln eingeschlossen, die sich nur unter bestimmten Bedingungen im Körper wieder öffnen. Die Landwirtschaft setzt Nanomaterialen in Düngern und Pestiziden ein, so gelangen sie direkt in die Umwelt. Auch in Verpackungen oder Küchenutensilien werden Nanostoffe verwendet. Bei Verpackungen deshalb, damit Lebensmittel länger haltbar bleiben. Denn das Nanomaterial "tötet" beispielsweise Bakterien ab - es wird Frische vorgegaukelt, wo keine Frische mehr ist! Nanomaterialien stecken also in vielen Dingen, mit denen wir täglich in Kontakt kommen bzw. die wir zu uns nehmen.
Zu wenig erforscht!
Es handelt sich also um eine kleine Partikelgröße mit neuen Eigenschaften, die neue Risiken bergen können. Die möglichen Gefahren von Nanomaterial für Mensch und Umwelt sind aber nicht ausreichend erforscht. Dem gegenüber stehen heute schätzungsweise schon bis zu 600 Nano-Lebensmittel und 400 bis 500 Nano-Lebensmittelverpackungen, die weltweit auf dem Markt sind.
Noch immer gibt es keine Gesetze und Regelungen, die Sicherheitstests vorschreiben, bevor Nanomaterialen vermarktet werden dürfen. Das Risiko besteht somit auch weiterhin für Beschäftigte und KonsumentInnen. Seit Juli 2013 gibt es eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für Kosmetikprodukte, die Nanomaterialen enthalten. Seit Jänner 2014 gibt es auch eine Kennzeichnungspflicht bei Lebensmitteln. Verpackungen sind jedoch ausgenommen.
Zunahme an Erzeugnissen mit Nanomaterial
Eine Studie des Bundes der Freunde der Erde weist die rasche Ausweitung und die steigenden Gefahren kommerzieller Erzeugnisse der Lebensmittelindustrie und der Landwirtschaft nach, die Nanomaterialien enthalten. Die Broschüre "Aus dem Labor auf den Teller. Die Nutzung der Nanotechnologie im Lebensmittelsektor" erläutert die wesentlichen Merkmale der Nanotechnologie und ihre heutigen und künftigen Anwendungen und verweist auf die bekannten und potenziellen Gefahren.
Potentielle Gefahr für KonsumentInnen und ArbeitnehmerInnen
Internationale Union der Lebensmittel- und Genussmittelgewerkschaften (IUL) machte bereits im Jahr 2006 auf die vielfältigen Gefahren im Zusammenhang mit der gewerblichen Produktion von Erzeugnissen auf Nanotechnologiebasis aufmerksam. Aber nicht nur KonsumentInnen sind von einer Technologie betroffen, über deren Auswirkungen es praktisch keinerlei Informationen gibt, sondern auch ArbeitnehmerInnen. Denn Tausende sind mit der Herstellung, Verpackung und Verteilung der Nano-Produkte befasst, es gibt aber keine konkreten Sicherheitsmaßnahmen.